An dieser Stelle bedankt sich die Schulgemeinschaft noch einmal ganz herzlich bei den Fördervereinen von Kindertagesstätte und Grundschule Trier-Zewen, die uns ein unvergesslichliches Zirkusprojekt an unserer Schule ermöglicht haben!
Die hohe Schule der Artistik
„Vorhang auf, die Show beginnt“ hieß es am 25. und 26. November für 150 Kinder der Grundschule und des Kindergartens St. Martinus Trier-Zewen. In vier Vorstellungen konnten sie zeigen, was sie zuvor eine Woche lang von den Profis des „Projektcircus Proscho“ gelernt hatten.
TRIER-ZEWEN Im dunklen Zirkuszelt ist es mucksmäuschenstill. Nebelschwaden steigen auf. Dann plötzlich: Grelles, gleißendes Scheinwerferlicht setzt die Manege in Szene, um sie im nächsten Moment mit schmeichelnden Farben zu „bemalen“. Wie von Geisterhand geführt, hüpfen und tanzen bunte Punkte und Sterne unter der Zirkuskuppel auf und ab. Ein magischer Moment!
„Vorhang auf, die Show beginnt“, ruft Zirkus-Direktorin Leslie Maatz. Und ab dem Zeitpunkt hat das Publikum keine ruhige Minute mehr.
Lorbeer-bekränzte ruhmreiche Römer erobern das Zirkusrund, zeigen Stärke bei der halsbrecherischen Bodenakrobatik und bauen hohe, standfeste Menschen-Pyramiden. Dann lässt Tarzan seine Muskeln spielen. Während er und seine Freunde natürlich beweisen müssen, was für tolle Kerle sie sind, wenn sie über das dünne Drahtseil brettern, zeigt die bildhübsche Jane, dass man dies auch grazil und voller Anmut tun kann. Was ist das bloß für ein Zaubertrank? Wie schaffen es die Hexen und Zauberer, die Gläser unfallfrei auf ihren Köpfen zu balancieren und dann noch auf eine Leiter zu klettern? Während sich mancher das noch fragt, lässt die Hulla-Hoop-Gruppe die Reifen kreisen, dass es eine Lust ist zuzuschauen. Eine reife Leistung! Wild und unzähmbar dagegen sind die jungen Löwen. Doch Dompteur Alexander Twers schafft es, sie zu bändigen. Ein paar Handzeichen nur, und schon werden aus Raubtieren schnurrende Schmusekatzen. Auf ihre Weise unberechenbar sind auch die Clowns, denn die sind mit ihren roten Pappnasen in Partylaune und machen Artistin Lara Maatz das Leben ganz schön schwer. Die Lacher haben sie auf ihrer Seite – wenn sie sich als Bildklauer betätigen oder sich ihren Reim auf die Jamaika-Koalitionsverhandlungen machen. Derweil schwingen sich die Vampire auf dem Trapez in schwindelerregende Höhen. Dem Publikum stockt der Atem. Vor allem, wenn die Vampire das Licht fürchten, auf zu wenig Applaus sehr empfindlich reagieren und ihr Geschrei groß ist.
Anlass dazu gibt es eigentlich nicht, denn das Publikum ist hin und weg. Bravo-Rufe wechseln mit lang anhaltenden Beifallsstürmen. Die Besucherinnen und Besucher sind begeistert, was die Zewener Kinder in der gemeinsamen Projektwoche von Schule und Kindertagesstätte in altersgemischten Gruppen alles gelernt haben. Und zwar von Profis: Denn die Artisten des „Projektcircus Proscho“ waren bis vor ein paar Jahren selber die Stars in der Manege. Jetzt ist die große Zirkusfamilie zwar immer noch unentwegt auf Reisen – nun aber, um Kindern ihr Wissen zu vermitteln und sie von ihrer pädagogisch künstlerischen Zirkusarbeit profitieren zu lassen.
„Man erkennt die Kinder kaum wieder“, staunt Gunther Butschan, Rektor der Grundschule Trier-Zewen. Das meint er rein optisch, denn die kleinen Stars werden vor den Aufführungen perfekt geschminkt, tragen tolle Kostüme und duften nach Haarspray. Aber es ist auch eine tiefergehende Beobachtung des Schulleiters. Denn die Kinder sind dank der Anleitung der Artisten über sich selbst hinausgewachsen, haben Trainingsfleiß gezeigt, haben einander vertraut, Grenzen überschritten, Stürze verschmerzt und Mut bewiesen. Ist das wirklich der Junge, der im Training Höhenangst hatte und nun wie ein mutiger kleiner Löwe aufrecht über den hohen Balken läuft? Ist das tatsächlich der angehende Clown, der im Training keine Lust hatte, Text auswendig zu lernen und nun einen Witz-Treffer nach dem anderen landet? Und ist das der schüchterne Schüler, der mit geschmeidigen Bewegungen beim Hula-Hoop alle Blicke auf sich zieht?
Schließlich fragt Gunther Butschan das Publikum: „Haben Sie das Lächeln der Kinder gesehen während der Auftritte?“ Ja, zum Beispiel bei Elias Wener (Kindergarten), der sich freut, „dass Löwen so stark sind“. Oder bei Sara Barbon. Die Bodenakrobatin (Klasse 2a) schenkt den Besuchern auch bei anstrengenden Übungen ein liebes Lachen. Und das, obwohl sie zugibt: „Der Auftritt gestern hat gut geklappt. Trotzdem bin ich heute wieder sehr aufgeregt.“ Man sieht es ihr nicht an. Genauso wenig wie Anna-Jolie Mertz. Für die Achtjährige ist ein „Traum wahr geworden, denn ich habe schon als Kind davon geträumt, am Trapez turnen zu dürfen“. Mia Schipper (Klasse 4a) ist ebenfalls in die Gruppe der Trapez-Künstler gekommen und erzählt: „Meine Eltern freuen sich darüber, dass ich so etwas lernen kann und dass es mir großen Spaß macht.“ Willi Kirsch (dritte Klasse) hat keine Zeit fürs Interview, er will zu seinen Freunden. Aber immerhin bilanziert er: „Cool ist es.“
Was bleibt von der ungewöhnlichen Unterrichtswoche? Laut Leslie Maatz hilft Zirkusarbeit dabei, Talente zu entdecken und den Zusammenhalt der Klassen- und Schulgemeinschaft zu fördern. „Das Projekt ist zum Vorteil aller Kinder“, bestätigt Petra Kuhn, die Leiterin des Kindergartens. Und nicht nur das: Auch Kindertagesstätte und Schule seien zusammengewachsen.
Beim rauschenden Finale zeigen die kleinen Stars der Manege dann noch einmal, wie Elan und Begeisterung aussehen. Und der Lohn lässt nicht auf sich warten: Applaus, der nicht enden will. Bis der letzte Vorhang fällt!
Sehen arglos aus, haben es aber faustdick hinter den Ohren: die Clowns.
Zirkus-Artistin Lara Maatz singt zum rauschenden Finale mit den kleinen Stars in der Manege.
Höchste Konzentration ist erforderlich, um mit dem Glas auf der Stirn zu balancieren und durch einen Reifen zu klettern.
Auf eine Leiter klettern kann jedes Kind, mit einem Glas auf dem Kopf wird die „Übung“ zum schwierigen Balanceakt.
Junge Löwen sind wild und nicht zu zähmen. Oder vielleicht doch?
Manchmal wollen auch Bodenakrobaten hoch hinaus, wie diese Menschen-Pyramide eindrucksvoll beweist.
Fotos: Matthias Kroschinsky